Land | Nordtirol |
Länge | 6,8km |
Spurweite | 1.000mm |
Eröffnet | 1889 |
Anfangspunkt | Jenbach |
Über | Eben |
Endpunkt | Seespitz |
Traktion | Dampf |
Anmerkung | Zahnradbahn, älteste durchgängig mit Kohlenfeuerung betriebene Zahnradbahn der Welt |
Gesellschaft | https://www.achenseebahn.at/ |
Vorgeschichte
Für die Achenseebahn gab es bereits ab 1886 Projekte, die die Region um den Achensee, sogar mit Verlängerung über den Achensee hinaus, bis nach Bayern realisieren sollten. Im Jahr 1888 erhält der bayrischen Baron Theodor Freiherr v. Dreifuß die Konzession zum „Baue und Betrieb einer schmalspurigen Locomotiv-Eisenbahn mit gemischtem (Adhäsions- und Zahnschienen-) Betriebe auszuführende Localbahn von Jenbach über Eben und Maurach an die Südspitze des Achensees“. Unter der Bauleitung von Ing. Heinrich Schroeder begannen am 15. September 1888 mit ca. 300 Arbeitern, darunter zahlreichen Italienern, die Arbeiten.
Bau und Betrieb
Nach weniger als einem Jahr Bauzeit wurde die Localbahn (Spurweite 1.000 mm) am 6. Juni 1889 in Betrieb genommen. Eine Verlängerung, mit Trajekt-Verkehr über den Achensee, bis nach Tegernsee war ebenfalls geplant, wurde aber nie ausgeführt. Schon ab dem Jahr 1913 gab es mehrfach Pläne für eine Elektrifizierung dieser Bergbahn, die allerdings bis heute nicht ausgeführt wurden. Die erste Bedrohung des Bestandes dieser Zahnradbahn durch Einstellung war bereits nach Beendigung des ersten Weltkrieges zu verzeichnen, wobei diese Gefahr bis heute noch immer nicht definitiv gebannt ist. Mit dem Bau des Achenseekraftwerkes 1928 konnte eine Steigerung des Güterverkehres und damit vorerst eine Bestandssicherung der Bahnlinie erzielt werden. Große Transportleistungen erbrachte die Achenseebahn dann speziell während des zweiten Weltkrieges, wo auch über die Wintermonate und zudem noch teilweise in der Nacht Betrieb geführt wurde. Im Jahr 1981 übernahmen dann die Anliegergemeinden die Aktien der Bahngesellschaft und es hat sich damit eine gewisse Sicherheit für den Weiterbestand der Achenseebahn ergeben.
Von 1983 bis 1986 erfolgte die Generalsanierung der Zahnradstrecke. In den darauf folgenden Jahren wurden mittlerweile die gesamte Strecke saniert, Wegübergänge erneuert, die Gleisanlagen im Bf. Jenbach erweitert, eine eigene Wagenabstellhalle errichtet, sowie Lokomotiven und Waggons generalüberholt. Es präsentiert sich die Achenseebahn daher heute in einem guten Erhaltungszustand.
Diese Bahnlinie hat ihren Ausgangspunkt in Jenbach und endet nach zirka 6,8 km an der Schiffsanlagestelle „Seespitz“ der Achenseeschifffahrt zwischen Maurach und Pertisau. Sie überwindet dabei etwa 440 m Höhendifferenz bei einer maximalen Steigung von 160 Promille. Die Zahnradstrecke ist im System Riggenbach; das ist eine Leiterzahnstange, bei der in U-förmige Profile die Zähne als Sprossen eingesetzt sind, errichtet. Neben diesem Zahnradbahnsystem gibt es noch das System Abt, wo zwei oder drei Zahnstangen gegeneinander verschoben mit den Zähnen nach oben im Gleis liegen und in die ein zwei- oder dreifaches Zahnrad von oben eingreift, dann das System Locher mit Fischgrätzahnstange, wo eine Doppelzahnstange mit Zähnen auf der linken und rechten Seite im Gleis liegt und die Zahnräder von der Seite aus eingreifen. Dieses System wird für extreme Steigungen verwendet, man hoffte damit ein Aufsteigen der Lokomotive aus dem Gleis zu vermeiden, dann das System Strub, mit einer Zahnkopfstange; hier sind die Zähne in eine Breitfußschiene eingefräst und noch das System von Roll, mit einer Lamellenzahnstange; sie wird mit der Verzahnungsgeometrie der Systeme Riggenbach oder Strub hergestellt und ist auch mit diesen kompatibel.
Nun etwas Allgemeines zur Technik und Geschichte der Zahnradbahnen. Bei Eisenbahnen erfolgt auf ebener Strecke der Antrieb über die bahnübliche Reibung des Rad-Schiene Systems, was bis zu Steigungen von bis zu etwa 100 Promille realisiert wird. Reicht diese Reibung nicht mehr aus (z. B. bei größeren Steigungen oder großen Lasten), die Räder würden in Gleiten kommen, dann wird das Zahnradsystem verwendet. Dabei dreht der Zahnradantrieb ein Zahnrad, das in eine Zahnstange eingreift und so das Fahrzeug vorwärts bewegt. Als erste Zahnradbahn der Welt wird die 1812 von John Blenkinsop in Middleton in Großbritannien konstruierte und errichtete Grubenbahn angeführt. Die erste ausgeführte Zahnradbahn, die einen steilen Berg erklimmen konnte, war die 1869 errichtete und noch heute in Betrieb stehende Zahnradbahn auf den Mount Washington in den Vereinigten Staaten. Die erste in Europa gebaute Zahnradbahn hingegen ist die 1871 eröffnete Vitznau–Rigi-Bahn in der Schweiz. Als weltweit steilste Zahnradbahn mit einer max. Steigung von 480 Promille gilt die Pilatusbahn bei Luzern in der Schweiz.
Für den Betrieb der Achenseebahn wurden insgesamt vier Lokomotiven (Baujahr 1888/89) von der Wiener Lokomotivfabrik, Floridsdorf mit den Namen Theodor, Hermann, Georg und Carl geliefert. Diese Lokomotiven, der Bauart Bzt-n2 mit Trick-Allan-Steuerung haben eine Leistung von 180 PS (132 kW) bei einem Gesamtgewicht von 18,26 t (betriebsbereit mit Kohlen und Wasser). Für eine Berg- und Talfahrt werden ca. 350 kg beste Steinkohle, 3.000 l Wasser und 3 kg Öl- und Schmierstoffe verbraucht. Die Kraftübertragung erfolgt von den Zylindern über Kreuzkopf und Triebstange auf eine Vorgelegewelle und von hier mit einer Übersetzung von 1:1,95 auf die Treibzahnräder. In Adhäsionsfahrt wird die Kraft mittels Kuppelstangen auf die Treibachsen weitergegeben. Für die Sicherheit sind diese Lokomotiven mit drei voneinander unabhängigen Bremsen (Gegendruckbremse, Rillenbandbremse am Vorgelege und Rillenklotzbremse) ausgerüstet.
Zu Betriebsbeginn versahen auf der Achenseebahn insgesamt vier große offene Personenwagen (für 60 Personen), vier kleine geschlossene Personenwagen, ein kleiner gemischter Wagen (Gepäcktransport), fünf offene Güterwagen und ein gedeckter Güterwagen ihren Dienst. Alle diese Fahrzeuge waren auch mit einer auf die Zahnstangen wirkenden Bremse ausgerüstet und dürfen nur auf der jeweiligen Bergseite der Lokomotiven im Zugsverband geführt werden, ebenso ist eine „Vorspannbetrieb“ mit zwei Dampfloks nicht zulässig.
In der Vergangenheit der Achenseebahn, besonders in den 70er-Jahren hat es mehrere Anläufe gegeben, sie einzustellen. Gott sei Dank ist dies nicht gelungen, denn inzwischen hat sich die Achenseebahn doch eine Bestätigung als tolle Attraktion für den Fremdenverkehr erworben.
Nach einigen ruhigeren Jahren ist die Achenseebahn im Jahr 2019 in starke Turbulenzen gekommen. Vernachlässigung von Fahrzeugen und Streckeninfrastruktur führten bereits in der Saison 2019 zu mehrwöchigen Betriebsausfällen und entsprechenden Einnahmeverlusten. Im Frühjahr 2020 musste der neue Vorstand schließlich Insolvenz anmelden, da sowohl Löhne und Gehälter nicht mehr ausbezahlt werden konnten als auch dringend nötige Geldmittel zur Sanierung der Gleisanlagen fehlten. Nach einigen Diskussionen erfolgte die Zusage einer Finanzhilfe durch das Land Tirol. In der Saison 2020 kommt es – wenn überhaupt – zu einem stark eingeschränkten Betrieb; die Flachstrecke Eben – Maurach – Schiffsstation muss grundlegend saniert werden. Es ist angedacht, zur Schonung der Zahnradloks für die Flachstrecke eine eigene Adhäsionsmaschine anzuschaffen
Strecke
Die Achenseebahn wurde von ihren Erbauern in einem kühnen Anstieg der vorhandenen Landschaft angepasst und führt dann nach Erklimmen der erforderlichen Höhe in Eben im „berauschenden“ Tempo an den tiefen, klaren und z.T. fjordartigen Achensee, der der Bahn seinen Namen gegeben hat. Diese Bahn ist weltweit recht gut bekannt und wird von der Achenseebahn AG mit entsprechenden Rahmenangeboten sehr gut vermarktet.
Auch Spiel-Filme wurden hier gedreht, wie z.B. „Hoch oben am Berg“ mit P. Hörbiger oder in den letzten Jahren eine Krimi-Serie mit der bekannten Schauspielerin Ruth Drexel. So sei dem Internet-User diese sehr liebenwerte Zahnradbahn nun auf diesem Weg nähergebracht. Neben einer Streckenbeschreibung werden hier Fotos sowohl aus der neueren Zeit, als auch historische Fotos über den ganzen Jahreslauf gezeigt.
Die Achenseebahn hat ihren Ausgangspunkt im Bf. Jenbach (532m). Es ist dies einer der zwei Bahnhöfe in Europa mit drei verschiedenen Spurweiten (1435mm, 1000mm und 760mm). Einen ähnlichen Bahnhof auch mit drei Spurweiten gibt es nur noch in Spanien.
Ebenfalls im Bf. Jenbach befindet sich die Remise und Werkstätte der Achenseebahn, die ein weiteres, leider nicht öffentlich zugängliches Juwel, nämlich das alte Werkstättengebäude mit der überwiegend historischen Werkstättenausrüstung, die z.T. noch aus der Gründerzeit der Achenseebahn stammen, beherbergt.
Unmittelbar hinter der Werkstätte beginnt die Zahnradstrecke. Nach langsamen, aber geräuschvollem Befahren des Übergangsstückes zum Zahnstangenabschnitt wird erst einmal so richtig Volldampf gegeben, die kleinen Loks zeigen dann was in ihnen steckt.
Danach quert man die östlichen Ausläufer des Marktes Jenbach, um nach dem Übersetzen der Wiesinger Landesstraße und Queren des Jenbacher Postwiese die Hst. Burgeck (km 1,415) zu erreichen. Während dieser Fahrt hat man einen tollen Blick auf Jenbach und das Inntal in Richtung Westen.
Danach verschwindet die Bahntrasse in einem lichten Wald. Große Rauchwolken ausstoßend, fauchend und ruckend schleppt sich die Zahnrad-Zugsgarnitur, in Ausnahmefällen mit bis zu drei Beiwagen, über die in diesem Bereich befindliche 160 Promille-Steigung fast nur im Schritttempo vorbei an Bäumen, Sträuchern und Farnen steil bergan.
Auf der Höhe beim Weiler Fischl kann man auf einem freien Streckenstück einen kurzen Ausblick auf das östliche Inntal erhaschen. Nach dem Überwinden der restlichen Steilrampe gelangt man im Bf. Eben (km 3,673) dem höchsten Punkt (970m) und dem einzigen Kreuzungsbahnhof der Achenseebahn an.
Nach Umsetzen der Lokomotive auf die nunmehrige Talseite in Richtung See im Bf. Eben geht es nur mehr schwach bergab bzw. eben in Adhäsionsbetrieb in Richtung Achensee. Die Lokomotive ist gar nicht wieder zu erkennen, mit „wirbelndem“ Gestänge wird die Fahrt durch den Ort Maurach fortgesetzt. Nach Passieren der Hst. Maurach (km 4.825) und Queren der Straße nach Pertisau führt die Strecke teilweise durch derzeit noch fast unverbaute Blumenwiesen.
Jetzt ist man dem Achensee bereits sehr nahe und man kann auf der linken Seite ein Bauwerk erkennen, das noch ein Teil des seinerzeitigen Endbahnhofes Achensee/Seespitz ist und auch damals den Endpunkt der Bahn darstellte. Bis Seespitz (Dampferanlegestelle) gab es damals von hier nur eine Schleppbahn, auf der die Gepäckstücke der Feriengäste über seinerzeitige Auflage des Klosters Fiecht (Schwaz) beim Bau der Achenseebahn mit Muskelkraft durch die Hoteldiener befördert wurden.
Später erfolgte doch noch eine Verlängerung bis an die Dampferanlegestelle am See. An dieser Stelle befindet sich jetzt die Endstation der Achenseebahn mit ihrem Bf. Achensee/Schiffstation (931m) in Strecken-km 6,763, wo die Fahrgäste dann direkt auf die Schiffe der Achenseeschifffahrt umsteigen können, um in weiterer Folge auch das Ambiente dieses wunderschönen, von Bergen umgebenen Alpensees zu genießen. An manchen Sommerwochenenden geht es auf diesem See fast wie auf der Autobahn zu, Schiffe der Achenseeflotte rittern mit zahllosen Segelbooten und Windsurfern um das Weiterkommen, was manchmal nicht ohne besondere Adrenalin-Ausschüttung vor sich geht. Besser man hält sich hier an die Devise: „der Klügere“ (Kleinere) gibt nach! Von diesen Achenseeschiffen gibt es allerdings nur mehr wenige der seinerzeitigen historischen Schiffe. Der Verkehr wird heute mit modernen Dieselschiffen abgewickelt.
Doch jetzt sei wieder auf unsere Zahnradbahn geschaut. Auf den Gleisanlagen des Bf. Achensee/Schiffstation setzen die Zahnradlokomotive um, damit sie für die Talfahrt auf der richtigen Seite des Zuge situiert sind. Nach einer kurzen Rastpause geht es dann wieder bergab, um neue Fahrgäste zu transportieren.
So, nun sind wir am Ende unserer Reise und ich hoffe, dass ihnen diese virtuelle Fahrt auf der Achenseebahn Appetit gemacht hat, selbst mit dieser Bahn einmal zu fahren. Denn nur durch das Benützen dieser so reizvollen Zahnradbahn kann deren weiteren Bestand gesichert werden. Eisenbahnfans die mit dem Auto die einsehbare Strecke abfahren, nur fotografieren und dann erzählen, wie toll diese Bahn sei, werden wahrscheinlich, wenn alle einmal so handeln, dann in einigen Jahren keine Achenseebahn mehr vorfinden.