Land | Trentino |
Länge | 24,2km + 4,4km |
Spurweite | 760mm |
Eröffnet | 1891 |
Eingestellt | 1936 |
Anfangspunkt | Mori (Später Rovereto) |
Über | Navene - Arco |
Endpunkt | Riva |
Traktion | Dampf |
Vorgeschichte
Bei dieser Bahn handelt es sich um die seit dem 21. Oktober 1936 eingestellte erste „echte“ (Alt-)Tiroler Schmalspurbahn (in der kriegstauglichen „bosnischen“ 760mm-Schmalspur konzessioniert), die im südlichsten Zipfel des damaligen Welschtirol gebaut wurde.
In der bewegten Vorgeschichte der Mori–Arco–Riva-Bahn (MAR) spiegelt sich die damalige Wirtschaftsmisere des heutigen Trentino, auch wenn eine Love-Story, nämlich dem romantischen Hintergrund einer Liebesgeschichte zwischen der Baronesse Luise von Lindegg und dem künftigen bürgerlichen Bahnvorstand der Mori–Arco–Riva-Bahn, Otto Karl Stöber, etwas erhellt. Baron Lindegg, der Vater der Baronesse, suchte für diese Bahn (den künftigen Lebensinhalt seiner Schwiegersohnes und seiner Tochter), erstens einen Finanzier aus Bozen, den Bankier Sigismund Schwarz und zweitens einen erfolgreichen Bahn-Techniker, nämlich Ing. Rudolf Stummer Ritter von Traunfels. Erste Vorprojekte einer derartigen gewinnträchtigen Gardaseebahn für den Fremdenverkehr hat es aber schon 1868 gegeben, als ein dafür eigens gegründetes Aktionskomitee, allerdings aus Geldmangel, scheiterte. Mit einer auf den Bedarf der alt-österreichischen Gardaseekurorte maßgeschneiderten Stichbahn in Schmalspurausführung und einer investitionsfreudigen Bank im Bunde lag Ing. Stummer genau im Trend der damaligen Wiener Politik. Zudem war die Südspitze Welschtirols mit dem Gardaseeraum ja auch militärisch, sowohl für Österreich als auch Italien, ein strategisch sehr interessantes und wichtiges Gebiet. Das nördliche Hinterland des Gardasees mit den wildromantischen Vino-Santo-Gebieten des Sarcatales und der malerischen Toblinosee bot sich außerdem geradezu für eine touristische Erschließung an. Weitere Projekte in diesem Zusammenhang waren die unausgeführt gebliebene Schmalspurbahn von Arco über Dro nach Alle Sarche, für die Ing. Stummer von Traunfels bereits 1889 eine Vorkonzession in der Tasche hatte.
Bau und Betrieb
Am 23. Oktober 1889 erhielt Ritter von Stummer die Konzession zum Bau der Bahn. Der Baubeginn dieser ersten 760 mm-Schmalspurbahn Tirols erfolgte dann im März 1890. Am 8. Juni 1890 trat er seine Rechte an die inzwischen gebildete Aktiengesellschaft der Localbahn Mori–Arco–Riva (MAR) mit Sitz in Bozen ab. Die Bahn wurde mit einer Streckenlänge von 24,2 km gebaut, wobei weitestgehend bestehende Reichsstraßen mitbenützt wurden. Man könnte fast sagen, es handelte sich hier um eine dampfbetriebene Straßenbahn. Als Spurweite wurde 760 mm gewählt, die größte Steigung betrug 28 Promille und als kleinster Kurvenradius 50 m. Die gesamte Fahrzeit auf dieser Strecke betrug 75–90 Minuten. Die Eröffnungsfahrt der Mori–Arco–Riva-Bahn erfolgte am 28. Jänner 1891 mit der feierlichen Eröffnung mit einem Festbankett in Arco.
Die Verkehrentwicklung auf dieser Lokalbahn hat vorerst einen sehr positiven Verlauf genommen. Im Jahr 1910 gab es ein Projekt zur Umstellung der Bahn auf Normalspur, das allerdings an der nicht jetzt nicht mehr sehr investitionsfreudigen Haltung der Eigentümer scheiterte. In den Kriegjahren um 1915 kam es zu umfangreichen Beschädigungen an Bahnanlagen, sowohl durch die Italienischen als auch die Österreichischen Streitkräfte. Mit dem 18. Mai 1925 erfolgte eine Streckenverlängerung um 4,4 km über Mori hinaus nach Rovereto; die Bahn änderte dadurch auch ihren Namen in RAR. Zur Verbesserung der inzwischen relativ schlechten Betriebsergebnisse arbeitete man im Jahr 1929 ein Elektrifizierungsprojekt aus, das leider nicht zur Ausführung kam. Bedingt durch den verstärkten Autoverkehr und die damit sinkende Verkehrsleistungen der Bahn erfolgte dann am 21. Oktober 1936 die Einstellung der Bahnlinie zugunsten einer Buslinie. Für den aufmerksamen Betrachter gibt es von der Mori–Arco–Riva-Bahn nur mehr vereinzelte Relikte zu sehen. Bei den Fahrbetriebsmitteln existiert von ursprünglich drei Dampflokomotiven nur mehr die ehemalige Lok 2 („Riva“ Nr. 2360), die im 1. Weltkrieg nach Osteuropa (Polen) „exportiert“ wurde. Sie leistet heute nach diversen Zwischenstationen, u. a. in Ungarn und Rumänien, noch Fahrdienste als Lok 104 in einem US-Vergnügungspark „Omaha Zoo“ in Omaha. Dabei handelt es sich um eine Krauss Locomotive (Linz) Baujahr 1890, Achsfolge C1t-n2. Über den Verbleib des Wagenmateriales dieser Lokalbahn gibt es derzeit keine Unterlagen.
Der Streckenverlauf der Mori–Arco–Riva-Bahn war folgender: In Mori, später nach der Verlängerung, in Rovereto verließ die Strecke die ehemalige Südbahnstrecke. Von hier nach Riva führte dann die z. T. kühn angelegte, schmalspurige Privatbahn, die im Besitz einer Bozner Gesellschaft stand, jedoch durch Übereinkommen von der k.u.k. priv. Südbahn betrieben wurde. Dieser, wenn auch kurze, Schienenweg gehörte damals wohl zu den schönsten Gebirgsbahnen Europas. Nach dem Verlassen der Station Mori wurde die Etsch vor Ravazzone auf eine 67 m langen eiserner Brücke überquert. Weiter ging es dann über die Karstlandschaft beim Loppiosee. Dieser See ist heute zum Biotop aufgetrocknet und die alte Bahntrasse als Fahrradweg umfunktioniert. Hier durchfuhr man eine Bahnschleife mit 60 m Halbmesser, um auf einen halben Kilometer etwa 10 m Höhe zu gewinnen, dann noch eine weitere Schleife und die Bahn erreichte bei km 11 in einer Höhe von 269 m den höchsten Punkt und die Wasserscheide, den Passo S. Giovanni. Man verließ nun die karstähnliche Steinwüste und die Bahn machte eine Biegung am Fuß des Monte Perlone, es wurde das Fort Nago sichtbar, und gleich darauf hatte man einen unvergesslich Ausblick auf den Gardasee. Mit einem Gefälle von 16,5–26 Promille senkte sich die Bahn parallellaufend mit der Straße „allmählich“ zur Talsohle ab. Im Tal angekommen überschritt sie den Fluss Sarca auf einer 45m langen eisernen Brücke. Von hier aus führte die Bahn vorbei am Friedhof zum Streckenendpunkt in den Bahnhof von Riva, der in unmittelbarer Nähe des Gardasee-Ufers gelegen war.
In der heutigen Zeit wäre der Bestand und Betrieb dieser reizvollen Gebirgsbahn in der Fremdenverkehrsregion Gardasee sicherlich eine tolle Bereicherung des Tourismusangebotes.