Land | Nordtirol |
Länge | 1,2km |
Spurweite | 760mm |
Eröffnet | 1900 |
Eingestellt | 1919 |
Anfangspunkt | Innsbruck |
Endpunkt | Mühlau |
Traktion | 350V = |
Anmerkung | erste elektrische Bahn in Tirol |
Vorgeschichte
Die szt. Rauchmühle war etwa im Zentrum des damaligen Dorfes Mühlau (heute Stadtteil von Innsbruck) situiert. Für den Betrieb dieser Mühle wurde die Wasserkraft des Wurmbaches zur Erzeugung von elrktrischem Strom genutzt. Da freie Kapazitäten bei der Energieerzeugung bestanden und auch der Transport der gemahlenen Getreideprodukte zum Innsbrucker Hauptbahnhof mittels Ochsengespann sehr mühsam und zeitintensiv war, fasste Anton Rauch, der damalige Betreiber der Mühle, bereits 1898 den Entschluss, hier eine elektrische Schleppbahn als Zubringer zur neuen Verladestation an der Südbahn (heute ÖBB-Strecke Kufstein–Brenner) zu errichten.
Bau und Betrieb
Am 3. März 1900 wurde dann die Betriebsgenehmigung für diese erste elektrische Eisenbahn in Tirol erteilt und am 5. März 1900 erfolgte die erfolgreiche amtliche Probefahrt. Als Spurweite für diese Bahn wurde 760 mm gewählt, um auf ca. 1,2 km Strecke mit 40 m Mindestradien bei einer max. Steigung von 40 ‰ und 10 km/h Höchstgeschwindigkeit, einen Höhenunterschied von ca. 39 m zu überwinden. Bei der Traktionsart wurde, wie schon erwähnt, „elektrischer Betrieb“ angewendet. Als Erbauer scheint die Fa. Ing. Erwin Bubeck (München) auf, der die Fa. Rauch damals eine gute und zufrieden stellende Ausführung der Bahn attestierte. In der Erstausführung gelangte ein zweiachsiger motorisierter Transportwagen (Achsabstand 1,7 m), der mit einem 12-PS-Elektromotor (350 V, DC) ausgestattet war, zum Einsatz. Der Motor dieses Motor-Güterwagen war von zwei Führerständen aus mit sieben Fahr- und vier (+1) Bremsstufen schaltbar. Die elektrische Energie wurde den Fahrzeugen der Schleppbahn Rauch über eine Fahrleitungsanlage (FdH=5,5 m) und Rollenstromabnehmer zugeführt. Nachdem sich die Anlage gut bewährt hatte, wurde noch ein Anhänger und dann 1911 sogar noch ein vierachsiger motorisierter Transportwagen bei der Grazer Waggonbaufabrik nachbeschafft.
Nach dem großen Brand der Rauchmühle am 28. August 1919 mit deren vollständiger Zerstörung wurde die Mühle dann zur Gänze neu unmittelbar neben der Südbahn errichtet. Da damit der eigentliche Zweck der Schleppbahn wegfiel, wurde sie in weiterer Folge stillgelegt und auch abgebaut. Die Fahrzeuge wurde z. T. an andere Unternehmen (wie z. B. Zillertalbahn, Steiermärkische Landesbahnen, Gemeinde Stainz) abgegeben und einige überlebten nach div. Umbauten und Umgestaltungen noch eine Weile. Die Beförderung der Waren zum und ab dem Firmengelände der neuen Rauchmühle erfolgte ab 1923 wieder über ein eigenes, diesmal aber normalspuriges Anschlussgleis. Ein Anschlussgleis an die LBIHiT (Localbahn Innsbruck–Hall i. T.) war wohl zeitweise im Gespräch, kam allerdings nie zur Ausführung.
Als aufmerksamer Spaziergänger kann man heute noch die ehemalige Trasse dieser ersten elektrischen Bahn in Tirol erkennen und sie sogar noch teilweise im Wege einer Wanderung begehen.