Für die dampfbetriebene Lokalbahn Innsbruck - Hall in Tirol wurden 1891 neun zweiachsige, vierfenstrige Beiwagen bei der Firma Johann Weitzer angeschafft. Die Fahrzeuge hatten einen Holzkastenaufbau, welcher in der unteren Hälfte verblecht war. Die Fahrzeuge waren grün lackiert mit weißgoldenen Zierlinien und trugen auf den Seitenblechen das Tiroler Wappen und die Bezeichnung der Gesellschaft. Die Beiwagen bekamen die Nummern 1 - 9. Neben der Handbremse stand eine Vakuumbremse als Betriebsbremse zur Verfügung. Die Beleuchtung erfolgte über Petroleumlampen in den Plattformwänden und die Beheizung über eine Dampfheizung.
1891 - 1900: Es wurden noch 15 weitere baugleiche Beiwagen mit den Nummern 10 - 31 geliefert. Dazwischen gliederten sich die fünf offene Sommerbeiwagen mit den Nummern 15 - 16, 18 - 19 sowie 21 ein. Die Sommerbeiwagen verfügten im Gegensatz zu den geschlossenen Beiwagen über drei Seitenfenster. Die Petroleumlampen waren nicht in der Fahrgastraumwand verbaut, sondern hingen an der gleichen Stelle im Fahrzeugdach. Die Nummerierung der Beiwagen wies Lücken auf, da die 29 vorhandenen Beiwagen die Nummern bis 31 getragen hatten.
1906: Da die neue Stadtbahnlinie in Innsbruck besser angenommen wurde als erwartet, und zu wenig Fahrzeugkapazität vorhanden war, wurden die offenen Sommerbeiwagen für den elektrischen Betrieb in der Stadt adaptiert. Dafür bekamen sie eine elektrische Beleuchtung und eine Solenoidbremse. Die Plattformen wurden mit fixen Steckgittern und Schutzbrettern ausgestattet. Die Beiwagen wurden zugleich im neuen Innsbrucker Farbschema weiß/rot mit goldgelben Zierlinien lackiert.
1909 - 1910: Die Beiwagen wurden im Zuge der Elektrifizierung der Lokalbahn mit einer Druckluftbremse des Systems Böker ausgerüstet. Die Dampfheizung und die Beleuchtung wurden jeweils durch eine elektrische ersetzt. Da die Fahrzeuge sowohl mit 500V als auch mit 1.000V Gleichspannung betrieben wurden, verfügten sie über zwei Stromkreise, die die Glühbirnen in zwei Serien oder einer durchgehenden Serie schalteten. Nach dem gleichen System waren die Heizungen gruppiert. Die unterschiedlichen Stromkreise wurden durch den Triebwagen versorgt. Die Fahrzeuge bekamen damit auch die für Innsbruck übliche weiß/rote Farbgebung und Schutzbretter.
1910: Die Lokalbahngesellschaft nummerierte alle Fahrzeuge neu durch. Dabei erhielten diese Beiwagen die Nummern 113 - 141.
1917: Für den Verwundetentransport zum Militärlazarett wurden die offenen Beiwagen mit Halterungen für Tragbaren ausgestattet.
1936: Die Beiwagen 119 und 122 wurden für den Betrieb auf der Innsbrucker Mittelgebirgsbahn mit Solenoidbremsen adaptiert.
1937: Es wurden einige Beiwagen von vierfenstrigen zu zweifenstrigen umgebaut. In den folgenden Jahren wurden noch einige weitere Beiwagen so angepasst.
1941: Die offenen Sommerbeiwagen wurden zu geschlossenen Beiwagen umgebaut. Dabei wurde aber die dreigliedrige Fensterteilung beibehalten.
1945: Einige durch Bombentreffer zerstörte Beiwagen wurden ausgemustert und verschrottet. Bis zur Einstellung der Lokalbahn wurden von nun an immer wieder überzählige Beiwagen ausgemustert.
1974: Spätestens mit der Einstellung der Linie 4 wurden die verblieben Fahrzeuge der Beiwagenserie ausgemustert und entweder verschrottet oder abgegeben.
Heute: Bei den Tiroler MuseumsBahnen befinden sich die betriebsfähigen Beiwagen 8 (restauriert im Ursprungszustand), 16 (restauriert im Ursprungszustand) und 124 (restauriert im Letztzustand). Beiwagen 116, 117, 119, 121, 122, 123, 129, 135, 138, 139 befinden sich bei den Nostalgiebahnen in Kärnten zum Teil im Historama Ferlach und zum Teil bei der Lendcanaltramway. Beiwagen 136 und 140 befinden sich bei privaten Sammlern.
Folgende Fahrzeuge dieser Type befinden sich bei den Tiroler MuseumsBahnen:
Beiwagen 8
Nummer | 8 |
Gesellschaft | L.B.I.H.i.T. |
Baujahr | 1891 |
Außerdienststellung | 1974 |
Hersteller mech. Teile | Johann Weitzer |
Leergewicht | 3,2t |
Länge über Kupplung | 5.850mm |
Achsstand | 1.800mm |
Sitz/Stehplätze | 16/16 |
an TMB | 2000 |
derzeitiger Zustand | betriebsfähig |
Erscheinungsbild | Auslieferungszustand (1891) |
restauriert von/bis | 2017 - 2019, 2020 |
Aufarbeitung Beiwagen 8
2000: Der Beiwagen 120 wurde durch die Tiroler MuseumsBahnen von einem privaten Sammler zurückgekauft.
2009 - 2017: Aufgrund von Platzmangel wurde der Beiwagen vorübergehend bei der Museumstramway in Mariazell hinterstellt.
2018 - 2020: Nach der Rückholung des Beiwagens 120 aus Mariazell, wurde dieser grundlegend revidiert, neu verblecht und im Ursprungzustand unter der Fahrzeugnummer 8 wieder aufgebaut. Damit das Fahrzeug weiterhin betriebsfähig blieb, wurde jedoch auf die Installation einer Vakuumbremse zugunsten der vorhandenen Druckluftbremse verzichtet. Auch blieb die elektrische Heizung erhalten. Die Beleuchtung wurde auf 24V umgebaut und zusätzlich ein Schlusslicht an den Fronten neben dem Puffer installiert. Hierfür wurde ein statischer Umformer im Fahrzeug eingebaut. Danach erfolgte die Wiederzulassung.
2022: Dieses Fahrzeug war Teil jener Zuggarnitur, die den Österreichischen Bahnkulturpreis 2022 gewann.
Beiwagen 16
Nummer | 16 |
Gesellschaft | L.B.I.H.i.T. |
Baujahr | 1892 |
Außerdienststellung | 1981 |
Hersteller mech. Teile | Johann Weitzer |
Leergewicht | 2,8t |
Länge über Kupplung | 5.850mm |
Achsstand | 1.800mm |
Sitz/Stehplätze | 16/0 |
an TMB | 1986 |
derzeitiger Zustand | betriebsfähig |
Erscheinungsbild | Auslieferungszustand (1892) |
restauriert von/bis | 1988 - 1990, 2020 |
Aufarbeitung Beiwagen 16
1986: Der Beiwagen wurde den Tiroler MuseumsBahnen noch mit der Nummer 101 überlassen.
1990: Beiwagen 101 wurde grundlegend revidiert, neu verblecht und im Ursprungzustand als offener Sommerbeiwagen wieder aufgebaut. Damit das Fahrzeug aber betriebsfähig blieb, wurde auf die Installation der Vakuumbremse verzichtet und weiterhin die Druckluftbremse verwendet. Die Heizung wurde entfernt. Danach erfolgte die Wiederzulassung unter der Nummer 16.
2020: Um die Einsetzbarkeit des Fahrzeugs auch weiterhin zu gewährleisten, wurden einige Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Zwischen den Seitenstehern wurden halbhohe Sicherheitsglasscheiben montiert, um ein versehentliches Hinausbeugen zu erschweren. Damit ist die Fensteröffnung von der Sitzbank aus gleich hoch, wie bei den geschlossenen Beiwagen. Die Gläser wurden so montiert, dass sie in der Werkstatt rückstandslos entfernt werden können. Zusätzlich wurden noch Schutzbretter montiert und ein Schlusslicht an den Fronten neben dem Puffer installiert. Für dessen Betrieb wurde das Fahrzeug mit einem statischen Umformer 750V/24V ausgestattet.
2022: Dieses Fahrzeug war Teil jener Zuggarnitur, die den Österreichischen Bahnkulturpreis 2022 gewann.
Beiwagen 124
Nummer | 124 |
Gesellschaft | I.V.B. |
Baujahr | 1891 |
Außerdienststellung | 1974 |
Hersteller mech. Teile | Johann Weitzer |
Leergewicht | 3,2t |
Länge über Kupplung | 5.850mm |
Achsstand | 1.800mm |
Sitz/Stehplätze | 16/22 |
an TMB | 2004 (Leihgabe Zeughaus) |
derzeitiger Zustand | betriebsfähig |
Erscheinungsbild | Letztzustand (1974) |
restauriert von/bis | 2013 |
Aufarbeitung Beiwagen 124
2004: Beiwagen 124 wurde vom Zeughaus als Dauerleihgabe an die Tiroler MuseumsBahnen übergeben.
2013: Der Beiwagen wurde grundlegend revidiert und erhielt einen Neulack. Die Verkabelungen wurden komplett erneuert. Da die Fahrzeugbeleuchtung mit 750V betrieben wurde, wurden Plexiglasabdeckungen rund um die Glühbirnen installiert. Es folgte die Wiederzulassung.